10 Gründe, den Verstand niemals unbeaufsichtigt zu lassen

Ein Affe, der auf sein Gehirn zeigt

Der Verstand hat ein Image als objektiver Problemlöser. Die unangetastete Vormachtstellung des Verstandes, ist aber die Wurzel der Probleme unserer Zeit. Tatsächlich ist der Verstand nur in mechanischen Umgebungen sachdienlich, Zielerreichung und Effizienzsteigerung sind seine Stärken. In komplexen Umgebungen sind die Lösungen des Verstandes das Problem.


Was ist eigentlich der Verstand ?

Der Verstand ist die Denkkraft eines Menschen, seine Fähigkeit, die Umwelt bewusst wahrzunehmen, analytisch zu denken und zu beurteilen.  Die vorherrschende Meinung, dass rationales Denken sachlich, objektiv und eine den Affekten entgegengesetzte Tätigkeit sei, ist leider Wunschdenken. Dieser Beitrag erklärt warum.


Die 10 größten Defizite des Verstandes:


#1 Subjektive Weltsicht

Der Verstand ist sich nicht bewusst, dass er nur einen Bruchteil der Wirklichkeit sieht und dass das, was er sieht, von seinen eigenen Denkkategorien ausgewählt und überlagert wird. Er ist blind für die Subjektivität und Begrenztheit seiner Ansichten. Die feineren Dimensionen der Welt, die geistige Wirklichkeit sind ihm nicht zugänglich.

#2 Absolutheitsanspruch
Die Überzeugtheit von einer objektiven, realen Welt führt dazu, dass die eigene Weltsicht mit einer objektiven Welt (die in dieser Form nicht existiert) verwechselt wird. Daraus folgen Absolutheitsansprüche, die vor Konflikten nicht zurückscheuen.

#3 Mechanisierung
Der Verstand bildet Muster und Strukturen, die er stets wiederholt, auch wenn sich die Dinge längst geändert haben. Auf diese Weise wird das Leben monoton und der natürliche Wandel unterdrückt. Weil die Muster größtenteils unbewusst – und damit besonders stark sind – können sie jede Veränderungsabsicht korrumpieren. 

#4 Kontrollüberzeugung
Im Unverständnis der Selbstorganisation der Natur, ist der Verstand davon überzeugt, selbst Ordnung herstellen zu müssen. Er möchte das Leben steuern und kontrollieren. Das ist nicht nur wahnsinnig anstrengend, es ist die Ursache für die Zerstörung der Lebendigkeit von Mensch und Natur.  

#5 Verdrängung  
Für das eigene Ich wird ebenfalls eine (zu großen Teilen unbewusste) Ordnung entworfen, mit nützlichen, gewollten, vorzeigbaren Anteilen und solchen, die verdrängt, abgespalten und auf andere projiziert werden. Ein dauerhaftes Konfliktverhältnis mit der Welt voller Stress, Masken und psychischem Leid ist die Folge.

#6 Verleugnung
Der Verstand ist ein Angst-Abwehr-Apparat im Dienst des vegetativen Nervensystems, der unbewussten Prozesse im Körper. Als Verbündeter von Ängsten und Emotionen ist es seine Rolle, jedes noch so unsinnige oder sabotierende Verhalten zu rationalisieren.

#7 Bedürftigkeit
Die Ich-Identität, die durch Identifikation mit dem Verstand entsteht, hat ein permanentes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. Das Verlangen nach Macht, Erfolg, Applaus ist aber der Grund, warum elementare Glücksbedürfnisse nicht befriedigt werden können. Glück entsteht durch Verschmelzen mit der Welt und Selbst-Freiheit. Der Wunsch, etwas Besonderes zu sein, verhindert das.

#8 Trivialisierung / Wunschdenken / Machbarkeitsillusion 

Die Funktionsweise des Verstandes ist linear-kausaler Natur. In komplexen Umgebungen gibt es aber keine Mechaniken, keine zuverlässig wiederholbaren Wirkungen auf bestimmte Maßnahmen. Deshalb ist das Strickmuster wie Du XYZ ín 3-5-7 Schritten erreichen kannst pure Illusion. Obwohl Methoden, Tricks und Hacks systematisch scheitern, werden fortlaufen neue Tools nach dem gleichen Muster entwickelt. 

#9 Mindf**k  
Das Gehirn produziert zwischen 50.000 und 70.000 Gedanken pro Tag, von denen die wenigsten mit der Außenwelt zu tun haben. Weil Gedanken und Gefühle Partner in crime sind, drehen sie sich um düstere Szenarien, wenn Angst den Ton angibt. Alternativ fließt die Aufmerksamkeit in Hoffnungen und Erwartungshaltungen, die üblicherweise nicht erfüllt werden. 

#10 Anspannung und Verwirrung
Die Gedanken, die der Verstand produziert, kommen und gehen als Besucher. Der Gastgeber ist das Bewusstsein. Der Verstand kann keine Ruhe haben, Frieden und Stille existieren, wenn er schweigt. Das, was in den Lücken zwischen den Gedanken auftaucht, ist die Wirklichkeit.

Wer kann den Verstand beaufsichtigen?

Grafik der 5 menschlichen IntelligenzzentrenDer Mensch ver­fügt über zwei In­tel­li­genz­zen­tren, die kom­plex­er sind als der Ver­stand. Der Geist ist das Ge­wahr­sein, die voll­kom­me­ne Auf­merk­sam­keit, die da­für sorgt, dass der Ver­stand die Klap­pe hält. Die Seele ist das ganzheitliche Erfassen, welches alle In­tel­li­genz­zen­tren zu ver­binden ver­steht. Wenn sie Re­gie führt, ist das Le­ben ein Fest. Das ist holistisches Denken, die Grund­la­ge un­se­res Trans­for­ma­tions­an­sat­zes.


 

Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Verstand ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.

Albert Einstein

 

Fazit über den Führungsbedarf des Verstandes

Der Verstand ist ein Werkzeug der Analyse, Konkretisierung und Zerteilung. Er ist außerdem die Instanz der Ich-Zentrierung. Es ist also kein Wunder, dass das rationale Zeitalter von technischem Fortschritt und Mechanisierung geprägt ist, von Stress, Egoismen und Auseinandersetzungen. Insbesondere die Debatten ums recht haben sind vollkommen überflüssig. Jeder hat jeder recht – innerhalb seiner Weltbildkonstruktion.  Für die Lösung der Probleme unserer Zeit müssen die Intelligenzsysteme aktiviert werden, die sich auf Verbindung, Lebendigkeit und Sinn ausrichten, statt auf die Verzweckung des Lebens.  Lesen Sie dazu unseren Beitrag Changing the change and the game.


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