Von Silke Nierfeld | 09.04.2024 | Lesezeit ca. 5 Minuten

Harmonisches Sein durch holistisches Denken

Holistisches Denken löst die vielfältigen Konflikte, die durch das trennende und reduktive Denken des Verstandes entstanden sind. Weil es alle Dimensionen der Wirklichkeit umfasst, bedeutet es den Einklang mit der Natur – und souveränen Umgang mit Komplexität.

Eine Grafik der Dreieinigkeit des Lebens von Wille, Liebe und Intelligenz

Holismus ist die Lehre vom Ganzen

Holismus von holos, griechisch ganz, ist eine Lehre, die analog zur Definition von Ganzheitlichkeit besagt, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Der Begriff Holismus wurde von dem Südafrikaner Jan Christiaan Smuts (1870 – 1950) geprägt. Den systematischen Ansatz entwickelte der englische Biologe John Scott Haldane (1860 – 1936).

Der Holismus ist eine zusammenhängende Theorie der Natur- und Geisteswissenschaften, nach der alle Existenzformen im Universum (physikalische, biologische, aber auch kulturelle) die Tendenz aufweisen, sich zu höher integrierten, harmonischeren Einheiten zusammenzuschließen. Mit der Ganzheit entsteht etwas Neues, Komplexeres.

Holismus einfach erklärt

Der Taoismus bietet ein leicht verständliches, holistisches Weltbild. Er besagt, dass sich der Kosmos aus dem Zusammenspiel antagonistischer Kräfte entwickelt. Die Zusammengehörigkeit vermeintlicher Gegensätze ist das oberste Prinzip. Die Spannung zwischen den Polaritäten ist notwendig, damit Lebendigkeit entstehen kann.

Doch Yin und Yang sind keine Gegensätze, sondern Komplementäre. Das eine kann ohne das andere nicht sein. Das Yin-Yang-Prinzip ist kein gewöhnlicher Dualismus, sondern eine explizite Zweiheit, die eine implizite Einheit zum Ausdruck bringt. Hier einige Beispiele:

AufzählungszeichenMaterie – Geist

AufzählungszeichenPhysik – Metaphysik

AufzählungszeichenBewusst – Unbewusst

AufzählungszeichenMännlich – Weiblich

AufzählungszeichenBegrenzt – Unendlich

Das Taijitu, das Bild von yin und yang

Das Taijitu, das Symbol von Yin und Yang, zeigt die Dreieinigkeit des Lebens. Die komplementären Kräfte, die das Leben entfalten, werden durch eine dritte Kraft verbunden. Die Liebe der Seele ist diese magnetische Kraft, symbolisiert durch die silbernen Linien. Holismus ist also nicht nur die Zusammengehörigkeit von Polaritäten einer Kategorie wie heiß und kalt oder Licht und Dunkelheit, es ist die Verbundenheit aller Dimensionen.

Die Quantentheorie bestätigt dieses Weltbild. Sie beschreibt das Universum als ein dynamisches, unteilbares Ganzes, das den Beobachter einschließt. Die Grenzen von Raum und Zeit, Materie und Dinglichkeit haben keine Bedeutung mehr. Alles ist Verbundenheit (Geist), Bewegung, Energie.

Nicht nur ist alles im Wandel, sondern es ist Wandel. Das heißt, das, was ist, ist der Prozess des Werdens selbst, während alle Objekte, Ereignisse, Entitäten, Umstände, Strukturen usw. Formen sind, die sich von diesem Prozess ableiten lassen.

David Bohm

Was ist der Unterschied zum rationalen Denken?

Die Denklogik von Subjekt und Objekt, Gut und Böse, Ich und Nicht-Ich entspricht nicht der Wirklichkeit. Sie spiegelt die Funktionsweise des Verstandes wider und verursacht die Identifikation als ein separates Ich. Wie die dualistische Denkweise des Verstandes die Probleme erzeugt, die zu lösen sie beabsichtigt, führen wir im Beitrag Changing the Game aus.

Das Ich oder die Persönlichkeit steht der Welt gegenüber und führt mit seinem Gut-Böse-Denken einen endlosen und leidvollen Kampf gegen das Leben. Der Mensch ist gefangen in Definitionen und Abgrenzungen, in Soll-Zuständen, Wünschen, Ängsten und Abhängigkeiten – und alles basiert ausschließlich auf Gedanken.

Wenn durchschaut wird, dass die ganze Problematik auf der Identifikation mit den Gedanken beruht, endet das Kämpfen und Leiden. Die Strategien der Abgrenzung und Bewertung sind das eigentliche Übel. Sie erzeugen disharmonische Schwingungen oder Energien, die Gleiches anziehen – denn die Wirklichkeit beruht auf dem Resonanzprinzip.

Wirklich, das fundamentale, ultimative Mysterium – das einzige, was man wissen muss, um die tiefsten metaphysischen Geheimnisse zu verstehen – ist dies: dass es für jedes Außen ein Innen und für jedes Innen ein Außen gibt, und obwohl sie unterschiedlich sind, gehören sie zusammen.

Alan Watts

Wie funktioniert holistisches Denken?

Hinter jeder Erscheinung der physischen Welt steht ein geistiges Prinzip. Alles Physische ist nur ein Symbol, ein Abbild der geistigen Wirklichkeit. Die Beziehung zwischen immaterieller und materieller Welt, Mikrokosmos und Makrokosmos beruht auf dem universellen Gesetz der Analogie: wie innen, so außen: wie oben, so unten.

Die Zusammenhänge dürfen nicht als kausal verstanden werden, denn das würde eine Mechanik voraussetzen. Gleiche Umstände führen nicht zu gleichen Ergebnissen, weil die implizite Ordnung der Wirklichkeit sinnhaft ist und das Raumzeit-Gefüge überschreitet.

Das Denken ist logisch, die Natur ist es nicht. Sie entfaltet sich von Moment zu Moment. Deshalb muss der Geist frei von Erwartungshaltungen und Konzepten sein, damit er das jeweils Neue erkennen kann. Dieses Gewahrsein des unkonditionierten Geistes nennt man Second-Tier Denken.

Energie ist die Brücke

Energie ist äquivalent zu Bewusstsein, sie fließt von allein, wenn nichts ausgeschlossen wird. Der chinesische Fünf-Elemente-Zyklus repräsentiert die physische und die metaphysische Welt. Die Elemente sind einerseits geistige Prinzipien und andererseits ihre Manifestationen.

Indem man dem Wandel der Energie folgt – und sich auf Harmonie ausrichtet, ist man in Übereinstimmung mit dem Ganzen. Die Synchronizität zwischen Innen- und Außenwelt bedeutet Mühelosigkeit.

Die Anwendung von holistischem Denken

Holistisches Denken versetzt den Denkenden in die Welt, er ist nicht mehr getrennt von ihr, er sieht sie nicht von außen, sondern ist Teil des einen, untrennbaren Ganzen. Das verändert alles. Statt Veränderlichkeit zu bekämpfen, genießt man die Lebendigkeit und nutzt ihre Dynamik – es ist das Geheimnis für den mühelosen Umgang mit Komplexität.

Wir wandeln den Alltag von Menschen und Organisationen durch die Anwendung energetischer Prinzipien. Holistisches Change Management ist Transformation ohne zermürbende Change Prozesse, weil es die Befreiung von Ideologien und begrenzenden Überzeugungen bedeutet – zugunsten von Ganzheitlichkeit und Einklang mit der Natur.

Fazit Holistisches Denken

Holistisches Denken beendet die konflikthafte, entfremdete Beziehung zur Welt, die durch die trennende Funktionsweise des Verstandes und die Identifikation mit den Gedanken entsteht. Menschen kommen in die Tiefe des Seins und können erkennen, dass die Wirklichkeit ganz anders ist, als sie dachten.

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